Lohnt sich ein Teelicht-Ofen?

In der Energiekrise tauchen im Internet täglich neue Energiespartipps auf. Doch nicht jeder Tipp hält was er verspricht; manche Anregungen sind in Wirklichkeit sogar wahre Energiefresser.

Wir stellen heute die Idee der „Teelichtöfen“ auf den Prüfstand. Auf Youtube und anderen Portalen finden sich Dutzende Anleitungen zu verschiedenen Variationen. Es klingt einfach: Zwei Blumentöpfe, ein paar Schrauben und einige Teelichter – und fertig ist die Energiespar-Heizung. Oder?

Der Idee auf den Grund zu gehen, ist gar nicht so schwierig: Es gilt schließlich auch hier der Energieerhaltungssatz. Es kann nur die Energie den Raum erwärmen, welche von den Teelichtern geliefert wird. Ob mit oder ohne Blumentopf ist dafür sogar egal – eine Kerze gibt immer die gleiche Leistung ab, so lange sie ungehindert brennen kann. Die Blumentöpfe dienen lediglich als Energiespeicher, sie strecken die Energieabgabe also über einen etwas längeren Zeitraum und bilden eine größere Abstrahlfläche, was von vielen Menschen als angenehmer empfunden wird.

Für die Erwärmung eines kompletten Raumes macht es jedoch keinen Unterschied, ob eine Kerze frei oder unter einem Blumentopf brennt. Ein realistischer Wert für die Heizleistung einer Kerzenflamme liegt bei 40 Watt, zusammen mit der Brenndauer eines handelsüblichen Teelichts (4 Stunden) ergibt sich eine abgegebene Wärmeenergie von 40 Watt x 4 Stunden = 160 Wattstunden, also 0,16 Kilowattstunden.

Um eine Kilowattstunde Wärme zu erhalten, sind demnach 6,25 Teelichter notwendig. Nun kommt es noch auf den Preis an, zu dem die Teelichter bezogen werden können.

In nebenstehender Beispielrechnung ergibt sich ein Preis von rund 35 Cent pro Kilowatstunde. Dies kann aufgrund der Energiekrise tatsächlich unter dem aktuellen Strom- oder Gaspreis liegen. (Den Online-Rechner stellen wir frei zur Verfügung.)

Allerdings trügt der reine Vergleich der Preise, denn Teelichtöfen haben viele Nachteile:

  • Bei offenen Flammen besteht grundsätzlich immer eine Brandgefahr. Selbst die Keramiktöpfe eines „Teelichtofens“ können diese Gefahr nur wenig mindern. Auch sie sollten daher nie unbeaufsichtigt gelassen werden.
  • Um genug Leistung für die Erwärmung eines durchschnittlichen Wohnraumes zu erhalten, benötigt man rund 50 Kerzen (entspricht 2 Kilowatt). Die Flammen verbrauchen den Luftsauerstoff und beeinträchtigen die Luftqualität erheblich, so dass viel häufigeres Lüften nötig wird – wodurch wieder Kaltluft nachströmt und der Heizeffekt gemindert wird.
  • Kerzen lassen sich nicht automatisieren. Die Spar-Effekte, welche beispielsweise durch elektronische Heizkörperthermostate möglich sind, lassen sich nicht nutzen.

Im Ergebnis zeigt sich, dass Teelichtöfen keine wirkliche Alternative zu klassischen Heizkonzepten sind. Sie eignen sich allenfalls als heimeliger Handwärmer im Hobbykeller – unter ständiger Aufsicht.

Lust auf mehr Fakten zum Thema Energie und Technik? Unser Fachbereich Energie- und Automatisierungstechnik stillt deinen Wissensdurst und bringt dich ganz nebenbei zum Bachelor- oder Master-Abschluss! Dabei würdigen wir deine Berufserfahrung, deshalb kannst du auch ohne Abi einsteigen. Sei dabei!